Systemrelevant in einer Pandemie – Apotheken während Corona

 

Von Emma Manus, Neues Gymnasium Rüsselsheim, Klasse 8

Wenn man samstags gegen 9 Uhr morgens die Centerapotheke in Mörfelden-Walldorf betritt, zeigt sich einem ein interessantes Bild: Menschen mit Mundschutz stehen in einer recht langen Warteschlange vor der Eingangstür und warten auf die Erlaubnis zum eintreten. Its Corona Time wie wahrscheinlich die meisten Teenager jetzt sagen würden.

Allgemein kann man die Einkäufer und Einkäuferinnen in zwei Gruppen unterteilen: einerseits die verunsicherten. Diese stecken, solange keine Schlange zur Orientierung vorhanden ist, unsicher ihre Köpfe in die Apotheke und hoffen auf nähere Anweisung der Mitarbeiter. Auf der anderen Seite gibt es die zielstrebigen die genau wissen wann man eintreten darf und welche Linien auf dem Boden wofür sind.

Weiterhin ist die Atmosphäre nervös und ein bisschen verkrampft. Allerdings sind die meisten Kunden sichtlich bemüht freundlich und herzlich zu wirken. Der Coronavirus verändert Deutschland sichtlich, denn seit Beginn der Maskenpflicht am 29.April in allen Bundesländern in Deutschland sieht es in jedem anderen Laden genauso aus. Nachdem ich ein wenig beobachtet hatte, bekomme ich noch die Gelegenheit dem Besitzer der Apotheke, Herr Vesely einige Fragen zu stellen.

In einem sehr aufschlussreichen Interview erklärt er mir: „Die Apotheke hat die Frühzeichen der Pandemie bereits früh erkannt und sich gut geschützt. Mundschutz, Handschuhe und ständiges desinfizieren von Oberflächen sind  ein beständiger Teil der Routine des neuen Alltags. Ebenso wurden sämtliche Tester für Parfüms etc. sofort aus dem Laden entfernt und durch Plexiglasscheiben und abgetrennten Bereiche zum Schutz vor dem Virus ersetzt.“

Auf die Frage ob er persönlich Angst vor dem Virus hat, kriege ich eine klare und gut begründet Antwort: „Nein. Ich bin nicht Teil der Risikogruppe und auch beim Personal meiner Apotheke gab es noch keinen einzigen Fall von COVID19.“

Schutz in Form von Masken hält er jedoch trotzdem für wichtig und sagt auch: „Seit Beginn der Maskenpflicht sind alle Kunden in meiner Apotheke kooperativ und sind auch nach Hinweisung auf die fehlende Maske bereit, direkt eine zu kaufen. Andere schlagen sich aber auch mit der flachen Hand gegen die Stirn und holen ihre eigenen Masken heraus.“ Es zeigen sich wieder die zwei Gruppen. Die noch etwas unsicheren, die sich noch an das ständige Tragen von Masken gewöhnen müssen und diejenigen, bei denen diese Vorgabe schon fast Normalität zu sein scheint. Zum Thema Masken erklärt er mir auch: „Die Nachfrage nach Masken zu Zeiten des Mangels war sehr hoch. Jetzt ist die Nachfrage zwar immer noch vorhanden, jedoch deutlich geringer. Viele machen ihre Masken auch selber, da sie nur ein eher geringes Budget zum Maskenkauf zu Verfügung haben und somit auf die teureren ffp2-Masken (Masken die auch einen selbst schützen) verzichten.“

Im Gegensatz zu meiner Vermutung, dass die Anzahl der Kunden nach Lockerung der Ausgangssperre extrem gestiegen wäre, steht die Realität. Herr Vesely erzählt mir: „Die Kundenanzahl ist während der Ausgangssperre sehr hoch gewesen und nach den Lockerungen stark gesunken, sodass diese nun geringer als normal ist.“

Ich fragte auch nach Tipps zum Selbst- und Eigenschutz, jedoch betonte er: „Auch die Apotheker wissen nur soviel wie der Rest der Bevölkerung“ und er verweist auf die Sicherheitsvorkehrungen der Bundesregierung, die er persönlich auch sehr sinnvoll findet.“

Der Fakt, dass Homeoffice als Apotheker nicht möglich ist alleine hat mich im Grunde nicht überrascht. Jedoch führte diese Information auch zu meinem größten Aha-Moment des Gesprächs. Im Gegensatz zum Rest der Bevölkerung, die ihr sozialen Kontakt auf beruflicher Ebene drastisch einschränkt, sind Apotheker noch mehr im Einsatz als zuvor. „Abendliche Notdienste und häufige Zusammenarbeit mit Kunden sind in dieser Branche keine Seltenheit.“