Steigende Gefahr durch die Verbreitung von Falsch-
informationen

 

Von Emanuel Arzig, Friedrich-List-Schule Wiesbaden, Klasse 10.71

WIESBADEN. Nach dem vergleichsweise ruhigen Sommer spitzt sich das Infektions­geschehen in Deutschland aktuell wieder rasant zu. Damit einhergehende strengere Maßnahmen zur Eindämmung des Virus stoßen nicht überall auf Akzeptanz. Hartnäckig halten sich zwar auch obskure Theorien über die Entstehung von Covid-19, aber gerade die Verbreitung von plausibel anmutenden Falschinformationen birgt eine Gefahr in sich. Solche Falschinformationen stellen meist die Hygieneverordnungen in Frage und verneinen deren Wirksamkeit. Dabei ist allerdings nicht nur von reißeri­schen und provokanten Theorien die Rede, vielmehr fällt es immer schwerer, gezielte Fake News als solche zu enttarnen.

Im Frühjahr, zu Beginn der Corona-Pandemie in Europa, wurde über den Messaging-Dienst WhatsApp eine Sprach­nachricht verschickt, in der eine Frau davon erzählt, sie habe über eine Freundin von Forschungsergebnissen der Uniklinik Wien erfahren, laut denen das Schmerzmittel Ibuprofen schwere Covid-19-Verläufe begünstige. Viele Menschen waren dadurch beunruhigt, weshalb sich die Uniklinik Wien sogar öffentlich von der Falschmeldung distanzieren musste. Das ist jedoch leider nur ein Beispiel von vielen.

Vor Kurzem wurde über soziale Netzwerke eine Studie verbreitet, in der angeblich fest­gestellt wurde, dass die Kohlendioxidbe­lastung durch das Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung so stark sei, dass dies zu lebensgefährlichen Komplikationen führen könne. Tatsächlich wurde 2005 eine ähn­liche Studie durchgeführt, bei der das Tragen von Operationsmasken an medizi­nischem Personal untersucht wurde. Die Studie kam allerdings zu dem Ergebnis, dass mit dem Tragen einer Maske keine gesundheitlichen Einschränkungen einher­gehen.

Das Problem ist nun, dass ein Teil der Nutzer nicht den Aufwand betreibt (meistens findet man die korrekten Informationen in nur wenigen Minuten), die aus dem Kontext gerissene und willkürlich falsch ausgelegte Studie zu prüfen und das Gelesene zu hinterfragen. Stattdessen erscheint das Gelesene logisch und schlüssig, und passt in vielen Fällen auch in das persönliche Weltbild. Was folgt, ist ein Teufelskreis der sich immer weiterverbreitenden Fake News und der damit oftmals einhergehenden Stimmungsmache im Internet. Als Paradebeispiel lässt sich hier Donald Trump anführen, der schon in unzähligen Tweets bewusst Falschinformationen gestreut hat, um die gesellschaftliche Stimmung für sich zu nutzen.

Immer mehr soziale Netzwerke steuern berechtigterweise entgegen, indem sie faktisch falsche Informationen mit einem entsprechenden Hinweis versehen. Dies soll auf Nutzerseite ein Bewusstsein dafür schaffen, dass hier offenkundig falsche Informationen verbreitet werden. Auch Tweets von Donald Trump wurde bereits entsprechend von Twitter als Fake News markiert.

Gerade seit Beginn der Corona-Pandemie hat der Medienkonsum auf sozialen Netzwerken um 48% zugenommen. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen ihre Informationen über das Internet beziehen, liefert weiteren Nährboden für die Verbreitung von Fake News. Dabei ist nicht nur von Newsportalen oder E-Papern seriöser Zeitungen die Rede, gerade auch Netzwerke wie YouTube werden immer häufiger genutzt, um an Informationen zu gelangen. Betrachtet man diese Entwicklung nur aus den gerade beschriebenen Gesichtspunkten, könnte man meinen, soziale Netzwerke und die digitale Bereitstellung von Content seien absolut negativ zu beurteilen. Dem ist natürlich nicht so; in der Digitalisierung und auch in sozialen Netzwerken liegt ein enormes Potential, welches zahlreiche positive Entwicklungen begünstigen wird. Damit haben wir uns gerade etwas zunutze gemacht, was in diesen Tagen leider zu oft fehlt: unser kritisches Denken und Hinterfragen.