Mobbing kann Menschen verändern

 

Von Johanna Emling, Albert-Einstein-Schule Groß-Bieberau, Klasse 7G2

Was passiert mit jemandem, wenn er gemobbt wird?

Dieser Frage habe ich mir heute gestellt. Es gibt verschiedene Meinungen zum Thema Mobbing. Die einen leiden darunter, andere interessiert es nicht, und den dritten macht es Spaß, sie finden es lustig oder sagen, es wäre doch gar nicht so schlimm.

Wenn ich sage, Mobbing kann Menschen verändern, wie passiert das?

Um diese Frage zu klären, habe ich ein Interview mit einer betroffenen Person geführt, die nicht erkannt werden möchte. Warum? Weil sie Angst hat, dass es noch schlimmer wird. Die ständige Angst, egal was man macht, verurteilt zu werden, sei bei ihr alltäglich, erzählt sie mir. Sie traue sich kaum noch irgendetwas zu machen oder zu sagen, vor allem in der Schule. Das sei auch ihren Lehrern schon negativ aufgefallen. Doch sie wisse nicht, wie sie das ändern könne.

Hilfe holen? Gar nicht so einfach.

Man könne sich in der Hinsicht Hilfe holen, dass man eine Person findet, die einem zuhört. Mit dieser Person könne man dann sprechen und kurz die „Last verteilen“, aber wenn man aus dem Gespräch heraus kommt, habe sich an der Situation nichts verändert. Und wenn die Person, bei der man Hilfe sucht, mit den Mobbern spricht? Die Erfahrungen dieser Person damit sind äußerst unangenehm. Erst wurde die Schuld abgestritten und dann noch mehr als vorher weiter gemacht.

Was hat das Mobbing mit dir gemacht?

Bei der Frage, was das Mobbing mit ihr gemacht hat, bekam ich von der Person eine erschreckende Antwort: „Ich hatte bzw. habe nur noch sehr wenige richtige Freunde und habe in den ganz schlimmen Zeiten meine komplette Lebenslust verloren.“

Als ich vorsichtig nachfrage, was sie damit meint, kommt nur eine sehr trockene aber ehrliche Antwort: „Ich war kurz davor mich umzubringen.“ 

Einen Selbstmordversuch habe sie abgebrochen, erzählte sie mir. Und wenig später sagte sie etwas, das mich fassungslos machte: Ihre Eltern wissen das nicht. Sie traut sich nicht, ihnen das zu erzählen, weil sie Angst hat, dass sie „komisch“ reagieren könnten. Mit komische Reaktionen meint sie, dass man sie auslachen könnte, ihr nicht glaubt oder andere Dinge in diese Richtung. Erzählen tut gut. Im weiteren Gespräch stellte sich heraus, dass sie für ihr Gefühl immer noch Fehler macht. Sie vertraue Menschen zu schnell, sagt sie. Es sei ihr letztens erst wieder passiert, da habe sie jemandem vertraut, ihm alles erzählt und ihn immer wieder gefragt, ob sie ihn nerve. Er meinte, er höre gerne zu. Soweit so gut. Er sei geschockt gewesen von dem, was er gehört habe, was erst mal nicht verwunderlich ist und meinte dann, er würde ihr gerne helfen. Doch dann antwortete er mitten in der Unterhaltung ohne Tschüss und ohne Grund nicht mehr. Das sei jetzt ein paar Wochen her, er lese immer noch ihre Nachrichten aber antworte nicht mehr. Dadurch sei sie in ein neues Down gekommen, wie sie es ausdrückte. Sie habe immer so Phasen, erklärte sie mir und im Moment ginge es ihr eher nicht so gut. Solche Situationen machen es aus, sagt sie. Und das könnte auch zu einem erneuten Selbstmordversuch führen. Selbstmordgedanken habe sie seit einiger Zeit immer.

Fazit

Um auf die Frage zurück zukommen, was Mobbing ist, sage ich nach diesem Gespräch: Mobbing ist lebensveränderndes manchmal auch lebensbeendendes „Ärgern“, das zu komplettem Verlust des Selbstbewusstseins und der Lust irgendetwas zu tun führen kann. Mobbing ist nicht lustig und wenn man erlebt, dass so etwas im eigenen Umfeld passiert: Nicht mitmachen, sondern helfen! Sprich die Person an. Es tut immer gut, darüber zu reden. Und je mehr ihr seid desto mehr Sicherheit hat die Person und desto mehr Chancen habt ihr, es zu beenden. Denn Mitschüler, vor allem aus der eigenen Klasse, haben einen großen Einfluss, vor allem aber, viel mehr Einfluss als Erwachsene. Und wenn euch jemand anschreibt und euch fragt, ob es OK ist, dann seid lieber ehrlich. Es ist besser ehrlich zu sagen, „ich möchte nichts mit dir zu tun haben“ oder nicht mit dir sprechen, das ist für den Betroffenen viel besser.

Also immer dran denken: Helfen statt wegschauen und lieber ehrlich als hinterher falsch und verletzend.